Allgemeine Fragen
Was bedeutet „Kieferorthopädie“
Die Kieferorthopädie ist ein Spezialgebiet der Zahnheilkunde, das sich mit der Behandlung von Fehlstellungen der Kiefer und der Zähne befasst.
Wer bezahlt die kieferorthopädische Behandlung?
Bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Die Behandlung muss allerdings von der Krankenkasse vorher genehmigt werden.
Von den Behandlungskosten müssen die Eltern zunächst 20% beim ersten Kind und 10% bei jedem weiteren Kind, das gleichzeitig in Behandlung ist, selbst bezahlen. Dieser Eigenanteil wird nach erfolgreicher Behandlung von der Kasse zurück erstattet, so dass die Behandlung für die Eltern letztlich kostenfrei ist.
s. auch Heil- und Kostenplan
Gibt es heute mehr Kieferanomalien als früher?
Ja. Offenbar entwickelt sich unser Kauorgan unter dem Einfluss der Zivilisation nicht mehr richtig. Man vermutet, dass dies mit der Ernährung zusammenhängt. Aber auch andere Umwelteinflüsse dürften dabei eine wichtige Rolle spielen.
Wann sollte mit einer Behandlung begonnen werden?
Bei den meisten Patienten wird die Behandlung zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr begonnen. Es gibt aber Befunde, bei denen ein früherer Behandlungsbeginn besser ist. Fragen Sie Ihren Zahnarzt bei der halbjährigen Routinekontrolle oder stellen Sie Ihr Kind etwa ab dem 6. Lebensjahr bei einem Kieferorthopäden vor.
Bei mir sollen bleibende Zähne gezogen werden. Ist das richtig?
Manchmal ist der Kiefer nicht groß genug, dass alle Zähne Platz finden. Daher kann es notwendig sein, bleibende Zähne zu ziehen. Nur dann können die anderen Zähne korrekt eingeordnet werden. Es ist ratsam, vor der Extraktion bleibender Zähne einen Kieferorthopäden zu konsultieren.
Werden die Zähne durch eine festsitzende Klammer beschädigt?
Moderne Brackets werden auf die Zähne aufgeklebt. Dazu muss der sehr glatte Zahnschmelz vorbehandelt werden. Da dies nur oberflächlich geschieht, nehmen die Zähne keinen Schaden.
Ich bin allergisch gegen Nickel. Ist eine kieferorthopädische Behandlung möglich?
Heute ist es möglich, eine Behandlung mit nickelfreien oder weitgehend nickelfreien Materialien durchzuführen. Sie sollten Ihren Kieferorthopäden unbedingt bei Behandlungsbeginn über Allergien und Unverträglichkeiten informieren, damit er die richtige Auswahl treffen kann.
Hat man Schmerzen bei der Behandlung?
Schmerzen können kurzfristig auftreten. Unmittelbar nach dem Einsetzen einer festsitzenden Apparatur empfindet man ein Druckgefühl an den Zähnen, das nach etwa 3 Tagen wieder abklingt. In besonderen Fällen kann man sich mit einem leichten Schmerzmittel behelfen. Dies sollte mit dem Kieferorthopäden abgesprochen werden.
Verursachen die Weisheitszähne Zahnfehlstellungen?
Das ist umstritten. Bei manchen Patienten scheint es nahe zu liegen, dass die Weisheitszähne eine Schubwirkung auf die anderen Zähne ausüben. Viele Menschen haben aber gar keine Weisheitszähne und trotzdem kommt es zu ganz ähnlichen Zahnfehlstellungen.
Mit 14 hatte ich wunderschöne Zähne. Jetzt bin ich 21 und im Unterkiefer stehen die Zähne ganz eng. Muss man dies behandeln?
Das kommt bei vielen Menschen vor. Die Zähne haben eine natürliche Neigung, nach vorne zu wandern. Das kann zum sogenannten Adoleszentenengstand führen. Ist dieser stark ausgeprägt, besteht ein erhöhtes Karies- und Paradontoserisiko. Eine kieferorthopädische Behandlung kann notwendig werden. Fragen Sie Ihren Kieferorthopäden.
Ich habe gehört, es gibt auch unsichtbare Klammern. Stimmt das?
Eine festsitzende Apparatur stört viele Menschen, einfach weil man sie sehen kann. Es gibt Keramikbrackets, die kaum sichtbar sind oder Brackets, die an den Zähnen zungenwärts befestigt sind (Lingualtechnik). Leider ist eine Behandlung mit solchen Brackets kostspieliger. Seit einigen Jahren werden Zahnfehlstellungen auch mit sogenannten "Alignern" erfolgreich behandeln.
Ist Vorsorge möglich?
Ja. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung wirkt sich auch günstig auf die Gebissentwicklung aus. Zu viel Süßes, Zuckertees usw. führen zur Zerstörung der Zähne durch Karies! Bei einem vorzeitigen Milchzahnverlust muss immer überprüft werden, ob ein Lückenhalter eingesetzt werden muss. Permanente Mundatmung (z.B. bei Polypen), Zungen- und Lippenfehlfunktionen, intensives Daumenlutschen, Nägelkauen usw. beeinträchtigen ebenfalls die Gebissentwicklung. Die frühzeitige Vorstellung Ihres Kindes bei einem Kieferorthopäden – etwa ab dem 6. Lebensjahr – lässt solche Störungen erkennen, Gegenmaßnahmen können ergriffen werden.